Das Typoskript entstand zu verschiedenen Zeitpunkten – zuerst wurden Anfang und Schluss typiert (Stadium 7), dann der Mittelteil (Stadium 9). Sowohl Stadium 7 als auch Stadium 9, also die Grundschicht der Typoskripte, enthalten Eintragungen verschiedener Beteiligter: handschriftliche Einträge von Hofmannsthal = Stadium 10; von Strauss in seinem typierten Handexemplar eingesetzte Ergänzungen = Stadium 11; von einem Redakteur nach Fertigstellung der handschriftlichen Partitur (Stadium 43) im Zuge der Angleichung der Libretto-Druckvorlage an die Partitur vorgenommene Korrekturen = Stadium 44. Diese Sigle erscheint mit zugehörigem Text in der synoptischen Darstellung allerdings nur dann, wenn der Redakteur die in der Partitur vorgegebenen Wortlaute nicht übernahm, das Libretto also eine andere Formulierung als die Partitur enthält. Wie bei der auf Strauss' Wunsch hin entstandenen Reinschrift der ersten Szene (Stadium 5) erwähnt, entspricht diese weitgehend dem später folgenden Typoskript (Stadium 7). Beide Überlieferungsträger wurden deshalb in der Kritischen Ausgabe in eine synoptische Darstellung aufgenommen, die den Nachdruck auf die punktuelle Varianz legt. Um den Text des typierten Handexemplars von Strauss (Stadium 7) in der Kritischen Ausgabe zu lesen, folgt man deswegen in der ersten Szene dem Text nach der Sigle 5, falls nicht Sigle 7 explizit der Sigle 5 gegenübergestellt wird. Erstes Beispiel: Einführende Regieanweisung und erste Replik Reinschrift (Stadium 5):
Die Eintragungen mit roter Tinte stammen von dem Redakteur, der nach Fertigstellung der handschriftlichen Partitur (Stadium 43) die Aufgabe hatte, das Typoskript, das anschließend als Libretto-Druckvorlage dienen sollte, an die Partitur anzugleichen (Stadium 44). Die Korrektur von reinen Tippfehlern, wie hier zu sehen, wurde nicht in die synoptische Darstellung aufgenommen. Darstellung dieser Textentwicklung in der Kritischen Ausgabe (S. 208, Z. 34 - S. 209, Z. 24.): Der Wortlaut der Reinschrift steht nach der Sigle 5, Sigle 7 verweist auf die Grundschicht des Typoskripts, Sigle 11 auf die dortigen Ergänzungen von Strauss (der graue Hintergrund nach Sigle 7 entspricht nicht der Kritischen Ausgabe, sondern ist ein Scan-Fehler, der noch zu korrigieren ist). Sigle 43 weist auf die handschriftliche Partitur von Strauss hin, der an dieser Stelle eine Regieanweisung nachgetragen hatte, was allerdings hier vom Redakteur, der die Libretto-Druckvorlage vorbereitete, in Stadium 44 nicht übernommen wurde, sodass hinter der Stadienzahl eine Leerstelle erscheint. Wäre der Redakteur an dieser Stelle der Partitur gefolgt, würde die Darstellung mit Stadium 43 enden, denn die jeweils letzte Ziffer bei der Darstellung von Varianz verweist auf das gedruckte Libretto. Sigle 77 zeigt an, was während einer kurz vor Drucklegung vorgenommenen redaktionellen Schlusskorrektur der Libretto-Druckvorlage an weiteren Texteingriffen vorgenommen wurde. Diese gehen teilweise auch auf Bedenken der Zensur zurück, wie zum Beispiel an der Veränderung von »Bett« zu »Sofa« besonders gut erkennbar ist.
Zweites Beispiel: Wechsel von Stadium 7 zu Stadium 9 Da der Mittelteil des ersten Akts erst typiert wurde, nachdem Anfang und Ende diktiert worden waren, folgt man ab S. 241, Z. 25 der Kritischen Ausgabe der Sigle 9, um den Text des Typoskripts zu lesen. Der Wechsel von Stadium 7 zu Stadium 9 als Grundlage der Darstellung wird in einer Fußnote (hier 124) angemerkt. Sigle 43 zeigt eine von vielen Ergänzungen an, die Strauss auch im Typoskript des Mittelteils (Stadium 9) vornahm. Anders als oben im ersten Beispiel für eine nachgetragene Regieanweisung ausgeführt, wurde in diesem Fall die Ergänzung vom Redakteur in die Libretto-Druckvorlage eingetragen, sodass sie auch im gedruckten Libretto zu finden ist. In die Hofmannsthalsche Buchfassung (Stadium 85) ging die Ergänzung nicht ein, wie die unterstrichene Stadienzahl 9 signalisiert. Eine Veränderung nahm Hofmannsthal in diesem Textbereich für seine Buchfassung allerdings vor: Es sind dort dann nicht mehr mehrere Folianten, die der Gelehrte überreicht, sondern nur noch ein einzelner. Drittes Beispiel: Rückkehr von Stadium 9 zu Stadium 7 Ab S. 251, Z. 1 der Kritischen Ausgabe folgt man wieder der Sigle 7. Der Wechsel von Stadium 9 zurück zu Stadium 7 als Grundlage der Darstellung wurde wiederum in einer Fußnote (hier 132) angemerkt: Der Textausschnitt zeigt die Strauss’sche Ergänzung einer weiteren Regieanweisung, hier »seufzend«, in seiner handschriftlichen Partitur (Stadium 43), die vom Redakteur bei der Angleichung der Libretto-Druckvorlage übernommen wurde und deshalb auch in den Libretto-Druck einging. Keinen Eingang fand die Regieanweisung in die Hofmannsthalsche Buchfassung, wie die unterstrichene Stadienzahl 7 anzeigt. Zusammenfassend sei wiederholt: • Stadium 7: Grundschicht des Typoskripts des Anfangs- und Schlussteils des ersten Akt. • Stadium 9: Grundschicht des Typoskripts des Mittelteils des ersten Akts. • Stadium 10: handschriftliche Einträge von Hofmannsthal in den Typoskripten. • Stadium 11: handschriftliche Einträge von Strauss in den Typoskripten. • Stadium 43: : handschriftliche Partitur von Strauss, die weitgehend identisch mit dem Text des Librettos ist und deshalb in der synoptischen Darstellung bei varianten Stellen als zuletzt genannte Stadienzahl auch immer gleichzeitig den Text des Librettos widerspiegelt. • Stadium 44: durch einen Redakteur vorgenommene Angleichung der Libretto-Druckvorlage an die Partitur. Diese Sigle erscheint in der synoptischen Darstellung jedoch nur, wenn der Redakteur inkonsequent war und entweder einen eigenen, von der Strauss'schen Partitur abweichenden Wortlaut in das Typoskript eintrug oder Abweichungen in der Partitur übersah und deshalb am Wortlaut des Typoskripts nicht änderte. Darüber hinaus gibt es folgende Zusätze, von denen hier kein Beispiel gegeben wurde: • Stadium 45: vier einseitig typierte Blätter mit Änderungen von Strauss, die in der handschriftlichen Partitur enthalten sind. Beschreibung dieser Seiten in Hofmannsthal. Sämtliche Werke. Bd. 23, S. 137, Z. 7-21. • Stadium 46: Einträge von Hofmannsthal mit Stift und schwarzer Tinte.
Zu einem weiteren Beispiel siehe die versehentliche Vertonung einer Regieanweisung. |